Menschen mit chronischen Schmerzen und anderen Beschwerden aufgrund von Fibromyalgie sollten ernst genommen werden, rät der Gesundheitsrat. Die Patienten erleben viele Unverständnis. Dies betrifft nicht nur das Privatleben, sondern spielt beispielsweise auch bei der Beantragung von Sozialleistungen eine Rolle.
Es herrscht große Verwirrung im Zusammenhang mit Fibromyalgie und dies führt auch zu Unverständnis und manchmal sogar Misstrauen gegenüber den Betroffenen. Der Gesundheitsrat rät nun erstmals dazu, Fibromyalgie anzuerkennen. Es bestehe zwar eine große Verunsicherung, doch „aufgrund der möglichen Schwere der Beschwerden“ halte es das Beratungsgremium für wichtig, die Beschwerden ernst zu nehmen.
Die Empfehlung wurde auf Ersuchen des Ministeriums für Gesundheit, Gemeinwohl und Sport erstellt. Das Ministerium hatte nach dem aktuellen Stand der Dinge zum Thema Fibromyalgie gefragt, nachdem eine Bürgerinitiative von Natalie Kramer, die selbst an Fibromyalgie leidet, die Problematik auf die Tagesordnung des Repräsentantenhauses gebracht hatte. Anschließend befasste sich der Gesundheitsrat eingehend mit der bestehenden Forschung zur Fibromyalgie und traf sich mit Patientenorganisationen.
Was ist Fibromyalgie?
Die Diagnose Fibromyalgie wird gestellt, wenn Menschen unter anderem Schmerzen in den Muskeln und im Bindegewebe in Kombination mit Steifheit und Müdigkeit verspüren. Es ähnelt ein wenig den Beschwerden von Rheumapatienten. Doch anders als bei Rheumapatienten gibt es für die Symptome von Fibromyalgie-Patienten keine körperliche Erklärung.
Schätzungsweise 2 Prozent der Weltbevölkerung leiden an Fibromyalgie. Von einer ähnlichen Zahl geht der Gesundheitsrat auch für die Niederlande aus, wo die Zahl bei rund 350.000 liegt.
Der Gesundheitsrat spricht bewusst von einem Gesundheitsproblem statt von einer Krankheit, denn in der Medizin gibt es Diskussionen darüber, was genau unter den Begriff Krankheit fällt.
Unsicherheit über Herkunft und Behandlung
Die genaue Ursache der Fibromyalgie ist noch unklar. Wissenschaftler vermuten, dass Fibromyalgie durch eine Kombination mehrerer biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren verursacht wird. So geht man beispielsweise davon aus, dass bei diesen Menschen eine überschießende Reizweiterleitung vorliegt, die sie überempfindlich auf Schmerzen reagieren lassen kann.
Die Folgen für die Patienten sind allerdings teilweise gravierend. Chronische Schmerzen beeinträchtigen ihr Sozialleben und können zu einem Verlust ihres Arbeitsplatzes führen. Außerdem dauert es oft lange, bis die Diagnose gestellt wird. Darüber hinaus haben sie es manchmal auch mit skeptischen Mitarbeitern des Gesundheitswesens oder Versicherungsärzten des Leistungsträgers UWV zu tun.
Es gibt noch keine Lösung für Fibromyalgie. Zwar sieht der Gesundheitsrat bei manchen Behandlungen einen sehr geringen „wohltuenden Effekt“, dieser trifft jedoch nie auf alle Patienten zu und es ist auch unklar, ob dieser langfristig anhält.
Bei der Behandlung von Fibromyalgie sollten sich medizinische Fachkräfte am besten an den Leitlinien für Menschen mit chronischen Schmerzen orientieren.
Nicht nur Anerkennung, sondern auch mehr Forschung
Fibromyalgie sei eine komplexe Erkrankung, so das Fazit des Gesundheitsrates, und das sei wahrscheinlich der Grund, warum so wenig über diese Gesundheitsprobleme bekannt sei. Gleichzeitig ist das Beratungsgremium auch der Ansicht, dass zu diesem Thema noch mehr Forschung betrieben werden kann. Dann können vielleicht auch gute Behandlungen entwickelt werden.
In der Zwischenzeit hält es der Gesundheitsrat für wichtig, dass Fibromyalgie-Patienten Anerkennung erfahren. Man solle die Beschwerden und Folgen der Fibromyalgie ernst nehmen und den Patienten „mit einer offenen und unvoreingenommenen Haltung“ begegnen, heißt es. Dies gilt nicht nur für Beschäftigte im Gesundheitswesen, sondern auch für andere beteiligte Stellen wie beispielsweise das UWV.